Interview mit Lalitha Devi

Interview mit Lalitha DeviInterview Lalitha

– Sie kommen aus Bonn, haben sich aber dem indischen Tanz verschrieben. Wie kam es dazu?

Als Weltenbügerin wurde ich von Indienorientierten Eltern mitten im Dschungel von Afrika geboren., Mein Vater studierte Indische Sprachen und gab mir als Kind den Namen Lalitha welches ein Attribut der Göttin in Indien ist , als die “ Bezaubernde“. Meine Mutter , in Südamerika geboren , studierte vergleichende Religionswissenschaften und war auch als Kind schon meine erste Meditations und Yogalehrerin. Mit 14 Jahren begleitete ich meine Mutter das erste Mal nach Indien in ein spirituelles Zentrum. In Bonn war ich Mitglied einer Indischen Kulturgemeinde und lernte schon kleine Tänze und bengalische Lieder von Tagore singen. Mit 19 Jahren wurde ich nach meinem Abitur von der Indisichen Botschaft nach Südindien ( Chennai ) in die Akademie Kalakshetravermittelt , der strengsten und klassichsten Tanzschule Indiens , ähnlich des Bolshoi Balletts in Russland vergleichbar. Dort graduierte ich nach einem strengen , klösterlichen Leben mit 2 Diplomas. Es wurde dort nicht nur Klassisch Indischer Tanz BharataNatyamunterrichtet , sondern auch Yoga , Musik und die Wurzel aller indogermanischen Sprachen , das uralte Sanskrit. Hier im Westen weiss man leider zu wenig über den Klassisch Indischen Tanz – dem ältesten Tanz der Welt , aus dem der Flamenco, das Ballett und der orientalische Tanz entsprangen.

Dieser älteste Indische Tempeltanz wurde in den alten Veden , der Natya Veda ähnlich der Ayurveda vor 3000 Jahren festgehalten und überliefert. Jede einzelne Hand, Kopf und Augenbewegung welche auch in Indien die Basis für jede Theaterkunst ist. Wir haben über 50 Handstellungen ( Mudras ) wie eine nonverbale Gebärdensprache. Diese Gebärdensprache habe ich später , als ich wieder in Deutschland war zu einem “ Lyrischen Gebärdentanz “ umgewandelt, also indische Gesten zu westlicher Lyrik , welche dem Publikum hier verständlich ist.

– Was macht auch Ihrer Sicht diese Art des Tanzens attraktiv?

Außer dem Ausdrucksteil des Tanzes , zu dem auch eine vielfältige Mimik eine Rolle spielt, mit der man alle Emotionen des Menschen darstellen kann , ist ein anderer wesentlicher Pfeiler , welcher den Indischen Tanz sehr attraktiv macht , und jung und alt bei Auftritten, wie fasziniert innehalten lässt. Es ist der sehr differenzierte Rhythmus , welcher mit den nackten Füssen ausgeübt wird. Jeder Rhymus hat seine eigene Sprache wie zB. der 4 er Takt „TaTeiTei Tat“ und ein rhythmisches Tanzstück im BharataNatyam besteht aus vielen verschiedenen rhythmischen Bewegungsabläufen , welche alle eine feste Struktur haben. Der Tanz an sich , hat faszinierende geometrische Bewegungen und ist von einer ungemeinen Koordination von Händen, Füssen und Augenbewegungen geprägt, welcher einzigartig ist. Diese hohe Konzentration des Tänzers nimmt jedes Publkum in einen großen Bann.

– Für wen eignet sich der indische Tanz denn generell?

Mein Anliegen ist es , seit über 25 Jahren , den Tanz unterschiedlichen Zielgruppen nahe zu bringen , und eine Erfahrung weiterzugeben, um zu sehen wieviel Freude und Leichtigkeit dieser Tanz vermitteln kann. Ich habe mit Kindern in Kindergärten, in Schulen Tänze eingeübt, aber auch in Kliniken mit Patienten und sogar Behinderteneinrichtungen. Selbst alten Menschen habe ich die freudigen indischen Tanzglöckchen umgebunden , und sie hatten sogar im Sitzen Spaß am “ Rhythmisieren der Füsse “ wie ich es bezeichne. Ich werde irgendwann einmal ein Buch herausgeben über die pädagogischen und therapeutischen Erfahrungen mit dem Indischen Tanz , welcher sicherlich vielen Erziehern oder Therapeuten eine große Bereicherung für ihr Gebiet darstellt. Für Kinder habe ich ein indisches Märchen welches wir mit den Gesten darstellen können. Eine Grundschule in Salem hat so ein Märchen mit mir zusammen in einem “ Indien Projekt “ kennengelernt, aber auch über Religion, Land und Leute von mir aus erster Hand Aufklärung bekommen. Dabei führe ich auch gerne in die indische Musik ein , denn Musik und Tanz gehören dicht zusammen. Am 14.4.2012 werde ich mit berühmten indischen Musikern ( Sitar und Tabla ) zusammen in Birnau Oberhof einen indischen Abend darbieten, bei dem auch das Indische Essen vom Restaurant Karma aus Konstanz nicht zu kurz kommt.

– Sie arbeiten auch in Kliniken der Region. Worum geht es da?

Ja hier in der Region war ich erst in Aulenorf und in der Buchinger Klinik mit Tanz , Ausdruckstanz und Pantomimenauftritten. In der Hochgrat ,Adula und Schlossbergklinik rund um Oberstaufen wurde ich öfters gebucht auch mit Angeboten für Patienten zum Mitmachen. Da ich eine Zusatzausbildung im pädagogisch/ therapeutischen Tanz und psychologischen Berater habe, ist für mich die Kombination mit Tanz, Ausdruck, Rhythmus und Musik sehr interessant. Doch ich glaube was noch mehr zählt ist die eigene Erfahrung zB mit Brustkrebs welchen ich vor 8 Jahren hatte. Daher kann ich Menschen mit einem Tiefpunkt in ihrem Leben viel besser verstehen, und würde mich nicht als “ Traumtänzerin “ bezeichnen, sondern eher sehr auf dem Boden der Realität stehend. Jedoch auch mit meinem Projekt , mit dem ich am 16.3. um 19 Uhr in der VHS FN zu sehen bin , mit dem “ Siddhartha“ nach dem Roman von Hermann Hesse , möchte ich den Menschen Mut machen . Es ist ein wunderschöner Roman von Hesse in einem indischen Tanztheater gezeigt, wobei ich bei fast jeder Szene in eine andere Rolle schlüpfe. Wenn man fähig ist sich in verschiedene Rollen zu verwandeln, nimmt man seine eigene Rolle im Lebensfilm nicht mehr zu wichtig.

– Kindern nähern Sie sich über das Thema Bollywood – warum?

Ja vorallem junge Mädchen und Frauen interessiert das Thema Bollywood Tanz . Die Welle welche durch die vielen Filme aus Indien hier in den Westen geschwappt ist , hört auch noch nicht auf seine Fans zu gewinnen. Meistens werde ich von Schulen zB Gymnasien eingeladen, eine Bollywood Choreographie den Jugendlichen nahe zu bringen. Eine Umfrage in Klassen , warum sie die Bollywood Filme so lieben , hat ergeben , das sie die Gefühle welche ausgedrückt werden hier in den Filmen so vermissen. Auch wenn indische Filme vielleicht mit ihrer Überlänge triefend kitschig auf manche Erwachsene wirken , den jungen Mädchen vorallem gefällt die Romantik noch !!! Sie dürfen sich dann in meiner Choreographie auch mal ganz als “ Schöne Filmhauptdarstellerin “ fühlen , und ihre aufblühende Weiblichkeit mit indischen Ornamenten symbolisch schmücken. Der Unterschied zum orientalischen Tanz, welcher leider immer sehr erotisch eingestuft wird, ist, das in der Indischen Kultur und auch im Tanz, die Frau einfach auch mal nur so schön und anmutig sein darf, ohne unbedingt den Männern gefallen zu müssen. Das Indische Frausein ist schon mit einer Würde verbunden, und außerdem soll im Indischen Tanz Körper , Seele , Geist angesprochen werden, denn auch im Sakralen Bereich durfte ich wunderbare Erfahrungen mit dem Getanzten Vater Unser zB in Kirchen machen. Das schönste Erlebnis war in einer Gehörlosenkirche in Berlin , wo am Ende alle Gehörlosen die Hände mir zuwinkten.

– Was erwartet die Zuschauer bei ihren Auftritten?

Sie werden auf jeden Fall in eine geheimnisvolle und faszinierende Welt eintauchen , wo Ost und West , Musik und Tanz zu einer Einheit verschmelzen . Meine Schülerinnen Sophia aus Wahlwies und meine Tochter Sunderi werden auch einige Stückchen des Tanzes darbieten. Außerdem werden die Zuschauer nicht nur uralte südindische Tempeltänze erleben, sondern auch Indian Dance Creations zu nordindischer Musik und Lyrik , wie ein Gedicht von Rabindranath Tagore, dem Hesse von Indien und im zweiten Teil auch Bollywood Choreographien welche an die bekannten Filme erinnern.

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