Harun Farocki

KM_Harun_Farocki23. Oktober bis 9. Januar, Kunsthaus Bregenz. Mit Harun Farocki stellt das Kunsthaus Bregenz einen Filmemacher und Künstler vor, dessen Werk die Geschichte des politischen Films seit den späten 1960er-Jahren maßgeblich geprägt hat. Neben über 100 Produktionen für Fernsehen und Kino hat Farocki seine Überlegungen zum Verhältnis von Gesellschaft, Politik und bewegtem Bild auch als langjähriger Autor und Redakteur der Zeitschrift »Filmkritik«, als Kurator sowie als Professor in Berkeley und Wien vermittelt.

Seine große Bedeutung für die bildende Kunst spiegelt sich sowohl in Überblickspräsentationen seiner Filme in Institutionen wie der Tate Modern in London als auch in Einzelausstellungen im Wiener MUMOK, dem Jeu de Paume in Paris und dem Kölner Museum Ludwig wider. Wie wichtig seine Filme und Installationen im Kunstkontext sind, lässt sich nicht zuletzt an seiner zweimaligen Teilnahme an der »documenta«, in den Jahren 1997 und 2007, ermessen. Die vom Kunsthaus Bregenz organisierte bis dato umfangreichste Überblicksausstellung in Österreich umfasst den Zeitraum von 1968 bis heute und präsentiert erstmals in Europa drei speziell für diesen Anlass entstandene Videoinstallationen, die Teil der Serie Ernste Spiele sind und mit Unterstützung des KUB realisiert wurden. Für diese neuen, jeweils 8 Minuten langen Videoinstallationen hat Farocki Aufnahmen in Militäreinrichtungen der USA gedreht und die eigenen Sequenzen mit Ausschnitten aus Computersimulationen kombiniert. Die an Spiele erinnernden Programme werden von Soldaten genutzt, um an ihren Rechnern den Ernstfall im Irak, in Afghanistan und in potenziellen Krisengebieten zu proben. Eine weitere Variante stellt die ebenfalls zur Serie Ernste Spiele zählende Arbeit Immersion dar, bei der es um Reinszenierungen traumatischer Kriegserlebnisse der Soldaten mithilfe solcher Simulationstechnologien geht, die in diesem Fall zu therapeutischen Zwecken eingesetzt werden. Das Verhältnis von Technik und Krieg spielt bereits in früheren Arbeiten des Künstlers eine entscheidende Rolle. In der aus drei separaten Installationen bestehenden Serie Auge/Maschine (2001-2003), die zusammen mit Ernste Spiele im ersten Obergeschoss des KUB vorgestellt wird, setzt Farocki dieses zu wirtschaftlichen Produktionsbedingungen in Beziehung. Er zieht Vergleiche zwischen Überwachungsmechanismen in kriegerischen Auseinandersetzungen und dem Einsatz von Kameras in zivilen Situationen wie zum Registrieren von Bewegung an öffentlichen Orten und zur Kontrolle von Arbeitsabläufen in hoch technisierten Industrieanlagen. Aus seiner Sicht ersetzen Krieg und Industrie gleichermaßen zunehmend das menschliche Auge durch Computer, natürliche Augenarbeit wird in beiden Bereichen immer stärker von Maschinen übernommen.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*