26. April bis 23. September: Die Humpis in Avignon – Zucker erobert Europa

Museum Humpis Quartier, Ravensburg: Mit dem Umzug der Päpste von Rom nach Avignon 1309 und mit der berühmten Brücke über die Rhône – dem letzten Flussübergang vor dem Mittelmeer – entwickelte sich Avignon im späten Mittelalter zu einem geistlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Zentrum.

Die 30.000 Einwohner zählende Stadt galt den Zeitgenossen als Weltstadt. Mit ihrer Nähe zu den Häfen von Marseille, Aigues-Mortes und Port-de-Bouc, gehört Avignon zu den wichtigsten Handelszentren im Mittelmeerraum. Die Stadt war attraktiv für Kaufleute aus Frankreich, Italien und Oberdeutschland sowie für den Handel mit Produkten und Innovationen aus der arabischen Welt.
Im 15. Jahrhundert errichtete die Ravensburger Handelsgesellschaft unter der Leitung der Familie Humpis eine Geschäftsniederlassung in Avignon. Avignon wurde für die Humpis zum Hauptabsatzmarkt für Zucker, auf den die Handelsgesellschaft nahezu ein Monopol hatte und große Gewinne erzielen konnte. Das vormals arabische Produkt produzierten die Humpis in ihrer eigenen Zuckerfabrik in Valencia und handelten es über Avignon europaweit. Zucker war im Spätmittelalter ein exotisches Luxusgut, das in der Medizin eingesetzt wurde und den Reichen zum Genuss vorenthalten blieb. Nahezu ein Jahrhundert waren die Humpis in dieses kosmopolitische Handelssystem und den damit einhergehenden Kulturaustausch eingebunden.
Mit der Entdeckung der neuen Welt brach der Zuckerhandel ab 1500 zusammen. Der Aufbau einer riesigen Zuckerindustrie in der Karibik begann. Der Handelsraum Mittelmeer verlor zugunsten des Atlantikhandels an Bedeutung. Die Humpis und die Teilhaber ihrer Handelsgesellschaft gaben ihre Handelstätigkeit zugunsten eines adligen Lebens auf.
Die Ausstellung setzt sich anhand ungewöhnlicher Objekte aus Museen und Sammlungen Frankreichs, Österreichs, Deutschlands und der Schweiz mit der Handelstätigkeit der Humpis in Avignon auseinander, erzählt die Geschichte des spätmittelalterlichen Luxusgutes Zucker und geht auf den Niedergang des Mittelmeerhandels ein. Bild: TAPISSERIE: DIE DAME MIT DEM EINHORN, 15. JAHRHUNDERT, Musée de Cluny, Paris
www.museum-humpis-quartier.de

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