Warten auf Tränengas

Theater KOSMOS, Bregenz: Erst sind es nur ein paar Menschen, die sich vor dem Regierungssitz des Präsidenten versammeln. Nach und nach werden es mehr und immer mehr. Schweigend stehen sie da und richten ihren Blick auf das Regierungsgebäude. Als wollten sie mit der Kraft ihrer Gedanken die Glasfassade sprengen.

Sie haben keine Parolen mitgebracht und keine Schilder. Und vor allem suchen sie kein Gespräch. Es ist still vor dem Palast, ein Machtvakuum verdichtet sich. Als die Situation schlagartig eskaliert, kommt Tränengas zum Einsatz, erklärt der Staat binnen Sekunden seinen Bankrott. Was dann kommt, klingt wie eine Erfolgsgeschichte: Eine schweigende Mehrheit fordert friedlich den Lauf der Dinge heraus – und ist damit erfolgreich. Die neue Anführerin der Bewegung verkündet euphorisch ihre Ziele: Sozialer Fortschritt! Demokratischer Fortschritt! Ökologischer Fortschritt! Mit der Überzeugungskraft dieser Schlagworte soll sich eine neue, eine umfassende und verbindliche Gemeinschaft gründen…
Parabelhaft spielen die Autoren Sauter und Studlar die verführerische Leichtigkeit eines Machtwechsels durch. Dabei setzen sie sich mit dem Charakter und den Folgen postdemokratischer Politik auseinander, deren Ideenlosigkeit sich mit den austauschbaren Masken griffiger, Progressivität imitierender Slogans zu schmücken weiß. Vorstellungen: 27. 28. 29. Februar und 6. 7. 8. 12. 13. 14. jeweils 20 Uhr (8. März: 17 Uhr).
www.theaterkosmos.at

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