Schöne Neue Welt – Glücklicher trotz Mehrarbeit – Die Zukunft:„Mobile Working“?

Laut einer Studie arbeiten immer mehr Menschen in Deutschland außerhalb ihrer Unternehmen – im Home Office oder mobil unterwegs. Durch die ständige Erreichbarkeit Online oder per Smartphone arbeiten sie oftmals mehr als der Durchschnitt, sind aber häufig zufriedener als ihre Kollegen. Die Wissenschaftler am (arbeitgebernahen) Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln behaupten dies herausgefunden zu haben.

Mobiles Arbeiten ist eine Form, die Möglichkeiten der Digitalisierung zu nutzen, sagt Studienautor Oliver Stettes. Sogenannte „mobile Computerarbeiter“ haben in Deutschland am häufigsten Arbeitstage von mehr als zehn Stunden. Die Arbeitszufriedenheit, die in Deutschland ohnehin sehr hoch ist, ist bei diesen Menschen noch gesteigert. Stettes erklärt das dadurch, dass „diese Menschen besonders die Freiheit schätzen, selbst zu entscheiden, wie sie arbeiten, wann und was sie arbeiten“.
Aber es gibt auch andere Stimmen, die vehement vor der Belastung für Arbeitnehmer durch permanente Online-Verbindungen warnen. So zeigt eine Studie der Universität St. Gallen, dass die ständige Erreichbarkeit das Familienleben und die Gesundheit stark belasten kann. Daher machen sich auch Gewerkschaften dafür stark, dass die gesetzlichen Grenzen für Arbeitszeiten auch im digitalen Wandel erhalten bleiben.
Timo Braun, Wirtschaftswissenschaftler an der Freien Universität Berlin, sieht nicht, dass sich die Arbeit in Zukunft stärker in den Privatbereich verlagern wird. „Bei der Telearbeit hat man schon Anfang der Neunzigerjahre gesehen, dass diese für die Betriebe nur in einem sehr begrenzten Rahmen praktikabel ist“, sagt er. „Die Digitalisierung wird sich stärker auf einfache Arbeitsformen und die Produktion ausweiten, zum Beispiel auf Arbeiter am Band. Sie können zum Beispiel Maschinen per Tablet steuern und überwachen. “Die Zukunft für mobiles und flexibles Arbeiten sieht Braun vor allem in Ballungsräumen in Form von „Co-Working-Spaces“, bei denen sich mehrere Menschen, die bei verschiedenen Arbeitgebern beschäftigt sein können, ein oder mehrere Arbeitsplätze teilen.
Im europäischen Vergleich liegt Deutschland momentan beim mobilen Arbeiten nur im Mittelfeld. Unter den rund 20 Prozent, die häufiger außerhalb am PC, Laptop oder Smartphone arbeiten, sind besonders viele Führungskräfte und Beschäftigte in akademischen Berufen. In Dänemark und Schweden arbeiten inzwischen sogar mehr als drei Viertel der Beschäftigten mobil.
Eine ernstzunehmende Debatte über flexible Arbeitszeiten wäre sicher angebracht und bei allen Argumenten für und wider sollte bedacht werden, was einem aktuellen IG-Metall-Report steht: „Arbeitszeit ist Lebenszeit“, heißt es dort und „Wenn es zu viel wird, macht der Körper schlapp.“ Das sollten wir uns alle zu Herzen nehmen.
Für die IW-Studie „Mobiles Arbeiten in Deutschland und Europa“ haben die Wissenschaftler Daten der Umfrage „European Working Conditions Survey 2015“ ausgewertet. Dafür wurden mehr als 43.000 Erwerbstätige aus 28 Ländern der Europäischen Union, der fünf Beitrittskandidaten Montenegro, Serbien, Türkei, Albanien, Mazedonien sowie der Schweiz und Norwegen befragt. Der IW-Auswertung für Deutschland lagen Angaben von über 1600 Angestellten zugrunde.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*