Ja ist man denn mit der Elektromobilität schon so weit? – Ja man ist – der Landkreis Lindau macht es vor!

Seit etwa 8 Jahren beschäftigt man sich im Landratsamt Lindau unter dem damals neuen Landrat Elmar Stegmann mit dem Thema Elektromobilität, auch in Kombination mit Solarstrom vom Dach. Doch bevor E-Fahrzeuge für den eigenen Fuhrpark angeschafft wurden, mussten einige Bedingungen erfüllt sein.

Reichweite und Bequemlichkeit beim Elektroauto müssen passen
So waren die Bedingungen des Landratsamtes von Anfang an: Alltagstauglichkeit mit entsprechender Reichweite für Fahrten auch außerhalb des Landkreises, Komfort und Sicherheit mindestens eines vergleichbaren Autos der oberen Kompaktklasse entsprechend, mit ausreichend Platz, eine gute Heizung im Winter, möglichst ein Serienmodell und ein nachweisbarer Beitrag zum Klimaschutz. Hinzu kam die Anforderung an überschaubare Ladezeiten mit betriebssicheren Ladegeräten.

Klimamanager Steffen Riedel testet seit Jahren im Eigenversuch
Eine Liste mit etwa 20 angebotenen Modelle vor ca. 6 Jahren enthielt größtenteils eine Ansammlung kostspieliger Individuallösungen oder Umbauten mit geringer Reichweite, mangelnder Sicherheit, mangelndem Komfort und fragwürdiger Ökobilanz wegen der damals überwiegend verfügbaren Blei-Gel-Akkus. Lediglich der Nissan Leaf wäre eine brauchbare Option gewesen. Doch schon ein Jahr später hatte sich die Situation grundlegend geändert. Da standen mit dem Nissan Leaf, dem Mitsubishi iMIEV und dem Renault ZOE mindestens drei brauchbare Alternativen zur Auswahl, die zwar genauso teuer waren wie die Individuallösungen, aber eine doppelt so hohe Reichweite und Sicherheit und Komfort, entsprechend dem vergleichbarer Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, versprachen. Hinzu gesellte sich noch der BMW i3. Nachdem der Klimaschutzmanager des Landkreises, Steffen Riedel, im Eigenversuch die Praxistauglichkeit eines Renault ZOE der ersten Generation über ein Jahr getestet hatte, wurde im Kreisausschuss der Beschluss gefasst, ein E-Auto zu beschaffen. Inzwischen sind aus drei Diesel drei E-Autos geworden, welche zur Zufriedenheit der Mitarbeiter und außerhalb des Landkreises unterwegs sind.

Lithium-Ionen-Akkus halten weit über 300.000 Km
Der Nachweis für den Klimaschutz, insbesondere was die Herstellungsenergie und die Lebensdauer der eingesetzten Lithium-Ionen-Akkus betrifft, war schwieriger. Doch auch hier gibt es mittlerweile Entwarnung. Zwar beansprucht die Produktion eines E-Auto-Akkus etwa ein Drittel mehr Energie als die Produktion eines vergleichbaren Autos mit Verbrennungsmotor, dafür halten die Akkus mit weit über 300.000 km ein Autoleben lang, wie die mittlerweile vorliegenden Erfahrungen von Tesla-Fahrern eindrucksvoll belegen können. Entweder können die Akkus danach ein Zweitleben als häuslicher Stromspeicher auf unbestimmte Zeit antreten oder sie können zu mindestens 80% recycelt werden, wodurch die einmal aufgebrachte Produktionsenergie weitgehend erhalten bleibt.

Elektroautos verbrauchen 85% weniger Energie
Was den Stromverbrauch betrifft, so benötigt ein E-Auto bei umsichtiger Fahrweise nachweislich im Schnitt etwa 13 Kilowattstunden Strom auf 100 km – was einem Verbrauch von ca. 1,3 Liter Diesel entspricht. Wenn man die jährliche Durchschnittskilometerleistung von 12.000 Kilometern zugrunde legt, rutscht für angenommen 40 Mio. Fahrzeuge in Deutschland der Energieverbrauch auf nur noch 15 % des derzeitigen Diesel- und Benzinverbrauchs ab und der verbrauchte Stromwürde etwa 86 % der in 2016 ins Ausland gelieferten Strommenge entsprechen. Mit anderen Worten, nicht nur der Strom wäre jetzt schon verfügbar, sondern selbst beim jetzigen Strommix würde der CO2-Ausstoß um über 70 % durch vermiedene Verbrennung von Benzin und Diesel reduziert werden können, ganz abgesehen von der Vermeidung lokaler Emissionen. Auch bei höherem Verbrauch beispielsweise eines Teslas mit einem Verbrauch von etwa 22 Kilowattstunden würde unter Einbeziehung der Ladeverluste der CO2-Ausstoß um über 45% zurückgehen. „Man darf gespannt sein, wie lange es dauern wird, bis ein Ruck durch das Stammland der Bedenkenträger geht und sich die Elektromobilität durchsetzt.“ meint Steffen Riedel.

Bildunterschriften: Landrat Elmar Stegmann (links) nimmt das dritte E-Auto für den Landkreis Lindauin Empfang. Marco Seoli (mitte) vom Autohaus Bernhard und rechts Steffen Riedel Klimaschutzmanager

Ein Landkreis ZOE lädt an der landkreiseigenen Ladestation.

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