Günter Brus

bis 20. Mai im Kunsthaus Bregenz: Günter Brus bemalt sich weiß. Über den kahl geschorenen Kopf führt er den in schwarzer Farbe getränkten Pinsel, Augen und Mund sind geschlossen. Brus steht vor einer weißen Leinwand. Bild und Malakt, Motiv und Maler werden eins, während zugleich eine gespenstische Entfremdung und Zerteilung stattfindet.

Diese Spaltung ist charakteristisch für eine Kunst, die in Vereinsamung und Qual ein gesellschaftliches Symptom erkennt. Die Arbeit wird zu einer Illustration der polarisierten Gegenwart. „Selbstbemalung“, notiert Brus 1965, „ist eine Weiterentwicklung der Malerei. Die Bildfläche hat ihre Funktion als alleiniger Ausdrucksträger verloren. (…) Durch die Einbeziehung meines Körpers als Ausdrucksträger entsteht als Ergebnis ein Geschehen, dessen Ablauf die Kamera festhält und der Zuschauer miterleben kann.“

Die Ausstellung im Kunsthaus Bregenz, die mit Günter Brus und in enger Zusammenarbeit mit dem BRUSEUM am Universalmuseum Joanneum in Graz entsteht, legt den Schwerpunkt auf den wilden und widerborstigen Brus. Ab Jänner 1960 verbringt Günter Brus einige Monate gemeinsam mit dem Künstler Alfons Schilling auf Mallorca. Dort lernen sie über die US-amerikanische Malerin Joan Merritt die Malerei der „New York School“ kennen. Von den abstrakten Werken inspiriert, malt Brus Arbeiten auf Papier, deren kubische Formen zunächst architektonisch anmuten, sich später zu nervösen Schraffuren verdichten. Zurück in Wien beginnt er den Pinsel noch heftiger, fast wie eine Peitsche einzusetzen. Das Bild ist nicht mehr Ort der Gestaltung, sondern Raum rastloser Gesten und psychischer Abwehr. Malerei wird als aggressiver Akt wahrnehmbar, als Akt der Enthemmung, als Ausdruck zuckender Zerrissenheit und eines Todestriebs, der in eine sichtbare Spur drängt.

www.kunsthaus-bregenz.at