Claudio Hils: Heimatfront – Bühnenbilder des Krieges

Bis 18. April: Zahlreiche Feriengäste haben diesen Sommer in der Kartause Ittingen, im Thurgau und der Bodenseeregion verbracht. Die hiesige Idylle scheint umso kostbarer, je näher die Probleme der globalisierten Gegenwart rücken. Denn das Jahr 2020 führt uns die Fragilität des friedlichen Zusammenlebens deutlich vor Augen: Im Frühjahr trennten wieder Grenzzäune quer durch Europa miteinander verwachsene Lebensräume und die dort lebenden Menschen. Seither wird der öffentliche Raum vermehrt zum Austragungsort gesellschaftlicher Spannungen, wobei es teilweise zu aggressiven Aufeinandertreffen zwischen Bevölkerung und Ordnungskräften kam. Und wenn im Juli in den USA bewaffnete Truppen im eigenen Land gegen die Bevölkerung eingesetzt wurden. So erhält der Titel der Ausstellung im Kunstmuseum Thurgau traurige Aktualität: Heimatfront – Bühnenbilder des Krieges zeigt die Orte, an denen Polizei, Sondereinsatzkommandos, Militär und Brandschutz für Krisensituationen trainieren. Üblicherweise sind diese Gelände nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Dem Fotografen Claudio Hils (*1962 Mengen) gelang es, in Süddeutschland über fünf Jahre hinweg Zutritt zu verschiedenen militärischen Arealen und Einblick in eine Übungssoftware der Bundeswehr zu erhalten. 

Die Fotoserien zeigen, wie in abgelegenen Landschaften zwischen den Relikten der kriegerischen Vergangenheit, in bühnenhaft konstruierten Dörfern sowie virtuell der Ernstfall geprobt wird. Zwischen Geschichte und Gegenwart, zwischen analogen Nachbauten und digitalen Bildern werden auf zurückhaltende Weise grundsätzliche Fragen nach der Wirklichkeit von Bildern gestellt, aber auch unser zwiespältiges Verhältnis zu Staatsmacht, Gewalt und Sicherheit ins Rampenlicht gerückt. 
Informationen zur Ausstellung und zum Rahmenprogramm unter www.kunstmuseum.ch