Bereit für den Restart

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Auch wenn ein konkretes Datum noch aussteht, sobald das Vorarlberger Landestheater endlich wieder seine Türen öffnen darf, kann sich das Publikum auf großartige Theaterabende freuen.

Mit dem Gastspiel von Christoph Marthalers KING SIZE könnte der Restart fulminanter nicht sein: Der Schweizer Regisseur stellt ein Hotelzimmer in das Zentrum seines Werks. Ein Ort der Zwischenwelt, jenseits von Raum und Zeit, Wirklichkeit und Illusion. Eine Szenerie des Aufeinandertreffens und des absurden Aneinandervorbeis, des Miteinanders und der unbewussten Interaktion, Rückzugsort und doch nie ganz privat – die perfekte Kulisse für einen Liederabend, bei dem alles möglich ist und nichts so ist, wie man es erwartet, mit einer Songauswahl, die Genregrenzen lustvoll ignoriert. Eine musiktheatralische Kreation, die das Publikum sicherlich begeistern wird.

Musikalisch weiter geht es mit der Premiere eines neuen Liederabends: Nachdem bereits in der WOYZECK-Produktion Musik des Songwriters Tom Waits lustvoll zelebriert wurde, widmet das Landestheater dem Liedermacher mit der Reibeisenstimme nun einen ganzen Abend. In IT‘S MEMORIES THAT I’M STEALING gibt Ensemblemitglied Luzian Hirzel, musikalisch begleitet von Oliver Rath, Tom Waits-Songs zum Besten und nimmt Sie mit in eine Welt, in der das Klavier getrunken hat, die Krawatte schläft und schon längst alle Zigaretten aufgeraucht sind.

Neben den Produktionen im großen Haus steht auch eine Premiere in der Box an: TASSO!, nach dem Klassiker von Johann Wolfgang von Goethe, zeigt sich am Landestheater im neuen Gewand. Schon im November konnte man eine digitale Variante des Stücks als Online-Premiere genießen. Der Film, welcher keine Aufzeichnung des Bühnengeschehens ist, sondern eine Diskussion der Hauptfiguren über Zukunftsfragen darstellt, hat Lust auf mehr gemacht. „Erlaubt ist, was gefällt!“ stellt Tasso fest. „Erlaubt ist, was jetzt nötig ist!“ hält Leonore entgegen und Antonio schwebt durch seine politischen Erfolge in ganz anderen Sphären. Wie wirken sich diese unterschiedlichen Ansätze auf die Beziehung der drei aus und lassen sie sich für ein gemeinsames Ziel doch zusammenführen?

Im Februar darf man auf die neue Inszenierung von Niklas Ritter (WELT AM DRAHT, ANTOINETTE CAPET) gespannt sein: ALLE MEINE SÖHNE, ein Familiendrama von Arthur Miller, untersucht, basierend auf wahren Begebenheiten, das toxische Verhältnis zwischen persönlichen Zielen und ethischen Normen, sowie die Physik der oft gegenpoligen Kräfte von Marktmacht und Moral.

Bemerkenswert, wie sich das Thema der Interaktion und des Miteinanders von Menschen, auch mit konträren Standpunkten, wie ein roter Faden durch das Programm zieht ­­– da es von höchster Aktualität und Brisanz ist.