Letzter Akt von „Mahler 9 x 9“
Gustav Mahler 9. Symphonie: Freitag, 27. und Samstag, 28. November 2020, 19.30, Montforthaus Feldkirch Sonntag, 29. November 2020, 11.00 und 19.30 Uhr, Festspielhaus Bregenz
„Ich war sehr fleißig und lege eben die letzte Hand an eine neue Symphonie (IX. Symphonie)“, schrieb Gustav Mahler im Spätsommer 1909 an Bruno Walter. Diesen Sommer verbrachte er in Toblach/Südtirol, wo er sich sehr wohl fühlte – überhaupt waren die Zeiten der Sommerfrische auch weiterhin für Mahler die einzige Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen und sich seinen Kompositionen zu widmen.
Hier, in dieser idyllischen Abgeschiedenheit, komponierte Mahler ein Werk, vor dem er, mit einer Portion Aberglauben gemischt, großen Respekt hatte, waren doch alle großen Komponisten nach Vollendung ihrer 9. Symphonie gestorben. Und Mahler empfand dieses Werk auch als Abschied, wie er an seinen Freund, den Dirigenten Willem Mengelberg schrieb: „Abschied von allen, die er liebte, und von der Welt! Und von seiner Kunst, seinem Leben, seiner Musik.“
Die Uraufführung erlebte Gustav Mahler in der Tat nicht mehr. Sie fand am 26. Juni 1912 unter der Leitung von Bruno Walter in Wien statt. Tags darauf berichtete der große Kritiker Julius Korngold in der „Neuen Freien Presse“: „Die Aufführung war glänzend. Das Werk häuft, türmt die Schwierigkeiten. Kein Orchester der Welt wird den Philharmonikern diesen ersten Satz nachspielen. Ganz Hingabe, ganz edles Feuer, ganz Energie war Bruno Walter.“
Alban Berg, der bei der Uraufführung anwesend war, empfand dieses Werk als „das Allerherrlichste, was Mahler geschrieben hat. Es ist ein Ausdruck einer unerhörten Liebe zu dieser Erde, die Sehnsucht, in Frieden auf ihr zu leben, sie, die Natur, noch auszugenießen bis in ihre tiefsten Tiefen – bevor der Tod kommt.“ Und Arnold Schönberg meinte ein Jahr später in einer Rede auf Gustav Mahler, dass in der 9. Symphonie „der Autor kaum mehr als Subjekt“ spreche: „Fast sieht es so aus, als ob es für dieses Werk noch einen verborgenen Autor gebe, der Mahler bloß als Sprachrohr benutzt hat.“
Dirigent Kirill Petrenko: Petrenko ist Chefdirigent und künstlerischer Leiter der Berliner Philharmoniker – und hierzulande ein guter Bekannter. Er wurde 1972 als Sohn einer Musikerfamilie im sibirischen Omsk geboren und kam 1990 als Jugendlicher nach Vorarlberg. Am Vorarlberger Landeskonservatorium studierte er Klavier und begann früh, mit dem SOV zusammenzuarbeiten. Das bildete die Basis für eine fortwährende Kooperation und Freundschaft zwischen Orchester und Dirigent. Der im Jahr 2008 begonnene Mahler-Zyklus erlebte überwältigende Konzerte; erst im Mai des Vorjahres spielte das SOV die monumentale 8. Symphonie – und auch die Neunte wird wieder eine Premiere.
Konzerte in Krisenzeiten: Das Symphonieorchester Vorarlberg hat die für Mitte Oktober vorgesehenen und den Covid-19-Beschränkungen zum Opfer gefallenen Konzerte mit Kirill Petrenko glücklich verschieben können. So kann der Zyklus „Mahler 9 x 9“ nun zu neuen Terminen im November beendet werden. Erneut finden insgesamt vier statt der üblichen zwei Konzerte statt. Die Alternative wurde mit Kirill Petrenko und dem neuen Chefdirigenten Leo McFall gemeinsam gefunden: für die Neunte Symphonie stellte Leo McFall die Termine seines Konzertes 3 zur Verfügung. Neue Termine für dieses Konzert 3 sollen im Juni 2021 gefunden werden.
Schwungvoller Ausblick ins Neue Jahr mit Chefdirigend Leo McFall
Silvesterkonzert: Donnerstag, 31. Dezember, 19.30 Uhr, Montforthaus Feldkirch
Zum Ende des Alten Jahres gibt es noch einen Grund für das SOV, beschwingt zu feiern! Erstmals wird Leo McFall in seiner Funktion als neuer Chefdirigent das Orchester ins Neue Jahr begleiten. Wiewohl die gesamte Saison schon maßgebliche Züge des gebürtigen Londoners trägt, erleben wir seinen Einstand beim schillernden Silvesterkonzert, wo das SOV mit Rossini, Haydn und Beethoven die Korken knallen lässt. Mit von der Partie: Solo-Cellist Kian Soltani, der Haydns Cellokonzert virtuos zum Besten geben wird.
Konzert 4: Samstag, 16. Jänner, 19.30, Festspielhaus Bregenz Sonntag, 17. Jänner, 19.30, Montforthaus Feldkirch
Im Januar 2021 erwartet uns der auch musiktheateraffine Leo McFall und das SOV mit einer Märchen-Suite von Josef Suk und der einaktigen Oper von Béla Bartók: „Herzog Blaubarts Burg“ – mit Paula Murrihy als Judith und Gábor Bretz als Herzog Blaubart.
„Jephtha“ von Georg Friedrich Händel: Szenisches Oratorium in drei Akten Kooperation mit dem Landestheater Vorarlberg
Mittwoch, 10. März 2021, 19.30 Uhr, Vorarlberger Landestheater Montag, 15. März 2021, 19.30 Uhr, Vorarlberger Landestheater Sonntag, 21. März 2021, 16.00 Uhr, Vorarlberger Landestheater Montag, 22. März, 2021, 19.30 Uhr, Vorarlberger Landestheater
Stephan Otteni wird Händels letztes neu geschriebenes Oratorium inszenie- ren, ein Regisseur, der sich dem Werk mit der Frage, wie weit der Glaube gehen darf, auf unterschiedlichste Weise annähern wird. Jephtha ist eine innerlich zerrissene Figur, ein Feldherr, der ein Gelübde vor der Schlacht ablegt: Sollte er mit seinem Heer über die feindlichen Ammoniter siegen, so wolle er opfern, was ihm nach der Rückkehr zuerst aus seinem Haus entgegenkommt. Er gewinnt die Schlacht, kehrt heim – und es ist seine Tochter Iphis, die ihn freudig begrüßt.
Konzert 5: Samstag, 10. April 2021, 19.30 Uhr, Montforthaus Feldkirch Sonntag, 11. April 2021, 19.30 Uhr, Festspielhaus Bregenz
Gérard Korsten, langjähriger Chefdirigent des SOV und freundschaftlich verbunden mit Leo McFall, wird die Leitung des Konzert 5 übernehmen: das Publikum wird Beethovens Kontretänze, beliebte Gesellschaftstänze des 18. Jahrhunderts hören, ein Doppelkonzert mit Pieter Schoemann (Violine) und Xandi van Dijk (Viola), begonnen vom 19-jährigen Benjamin Britten, aus unbekannten Gründen unterbrochen und in den 1980er Jahren von fremder Hand fertiggestellt und Mozarts g-Moll-Symphonie, in der seine in der Entstehungszeit der Symphonie wohl düsteren Gedanken musikalisch deutlich werden.
Konzert 6: Samstag, 8. Mai 2021, 19.30 Uhr, Festspielhaus Bregenz Sonntag, 9. Mai 2021, 19.30 Uhr, Montforthaus Feldkirch
Leo McFall dirigiert das Violakonzert von William Walton, einem englischen „Shootingstar“, der viel zu selten in Europa zu hören ist, mit Maxim Rysanov an der Viola. Außerdem zu hören: Anton Bruckners 6. Symphonie, ein Werk, das niemals von ihm umgearbeitet wurde – eine Ausnahme in Bruckners
Schaffen.
Konzert 6 der Saison 2019/20: Samstag, 15. Mai 2021, 19.30 Uhr, Festspielhaus Bregenz Sonntag, 16. Mai 2021, 19.30 Uhr, Montforthaus Feldkirch
Das coronabedingt ausgefallene Konzert 6 der Vorjahressaison soll nun nachgeholt werden: ein wunderbarer Zufall, dass Dirigent Nicholas Milton eine weitere Symphonie Anton Bruckners zur Aufführung bringen wird: Symphonie Nr. 3 – angeführt von Bernd
Alois Zimmermanns „Märchen-Suite“ für Orchester.
Für aktuelle Termine informieren Sie sich bitte auf www. sov.at