Museum Humpis Quartier, Ravensburg: In den 1950er und -60er Jahren erlebte Deutschland einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung. Durch die Verluste des Zweiten Weltkrieges war der Mangel an Arbeitskräften jedoch hoch. Um diesen decken zu können, schloss die Bundesrepublik mit mehreren Mittelmeerländern Anwerbeabkommen.
Ab 1955 kamen so ausländische Arbeitnehmer nach Deutschland. Beide Seiten gingen dabei von einer begrenzten Aufenthaltsdauer aus, wodurch der Begriff Gastarbeiter entstand. Auch am Wirtschaftsstandort Ravensburg waren die Betriebe auf ausländische Arbeitnehmer angewiesen. Schwerpunkte bildeten die Textilindustrie sowie der Maschinenbau und der Bausektor. So profitierten in Ravensburg unter anderem Firmen wie EscherWyss, die Bleicherei Weißenau oder Franz Lohr von den neuen Arbeitskräften. Ohne Sprach- und Landeskenntnisse fiel das Einleben und der Kontakt zu Einheimischen jedoch oft schwer. Ein Aufenthalt auf Zeit, zwischen deutschem Alltag und der Sehnsucht nach der Heimat. In Ravensburg stieg der Anteil der ausländischen Bevölkerung in dieser Zeit schnell an, so dass 1973 ca. 8%, rund 3500 Personen, in Ravensburg keine deutsche Staatsangehörigkeit besaßen. Herkunftsländer waren dabei Italien, Spanien, Griechenland, Türkei, Portugal und das ehemalige Jugoslawien. Die Ausstellung geht den Gründen der Arbeitsmigration nach und gibt einen Einblick in die Lebens- und Arbeitswelt der ausländischen Arbeitnehmer. Im Mittelpunkt stehen über 30 Zeitzeugen aus drei Generationen, die von ihren Erfahrungen berichten und einmalige Blicke in ihre Zeit als Gastarbeiter und deren Nachkommen geben. Anhand zahlreicher privater Objekte und Fotos wird die Zeit des Wirtschaftswunders so wieder lebendig.
www.museum-humpis-quartier.de
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