Beziehungsstatus: Offen.

Kunst und Literatur am Bodensee

Bis 24. April im Zeppelin Museum Friedrichshafen

Der Bodensee: kreatives Sprungbrett oder seelische Tauchstation?Warum hat sich der Kunst- und Bildwissenschaftlicher Aby Warburg während seines Aufenthalts im Sanatorium Bellevue in Kreuzlingen, mit dem Schlangenritual befasst? Wie emanzipierte sich Annette von Droste-Hülshoff am Bodensee finanziell und emotional von der Bevormundung ihrer Familie? Warum kam der Schriftsteller Norbert Jacques bei einer Schifffahrt auf dem Bodensee auf die Figur des Dr. Mabuse und wie hat die Zweckgemeinschaft der Maler Willi Baumeister und Max Ackermann funktioniert? Diese und viele weitere Fragen werden in der Ausstellung „Beziehungsstatus: Offen. Kunst und Literatur am Bodensee“ thematisiert und beatwortet. Erstmalig wird länder- und gattungsübergreifend das wechselseitige Beziehungsgeflecht zwischen Kunst und Literatur am Bodensee vom 19. Jahrhundert bis hin zur Gegenwart untersucht. Die Ausstellung zeigt, wie zahlreiche Künstler*innen und Schriftsteller*innen gemeinsame Projekte realisierten und sich gegenseitig unterstützten. Es entstanden Kooperationen für Bücher, aber auch für literarische und künstlerische Porträts. Diese neuen Synergien werden im Kontext der inspirierenden Netzwerke in die Ausstellung eingefügt. Rund 200 Exponate präsentiert das Zeppelin Museum und zeigt neben Werken von Otto Dix und Ernst Ludwig Kirchner auch bisher wenig bekannte Exponate von Künstler*innen, die man überwiegend durch ihr literarisches Werk kennt, wie die Scherenschnitte von Annette von Droste-Hülshoff oder die Bodensee-Aquarelle von Hermann Hesse und die Zeichnungen von Eduard Mörike.

Eine Ausstellung als Wohnzimmer Das Museum als Wohnzimmer, das zum längeren Verweilen einlädt, in dem man sich heimisch fühlt und eintauchen kann in Kunst und Literatur, nimmt das Zeppelin Museum wörtlich. Mit den regional verorteten Firmen Knoblauch, muuto und kff werden Räume geschaffen, die an private Wohnzimmer erinnern. Die Gäste sind eingeladen, sich in Hausschuhen wie zuhause zu fühlen und, mit Blick auf den See, den Ort zu genießen. Mit einem Re-Entry Ticket können die Besucher*innen wieder zurückkommen, mit dem personalisierten Lesezeichen in den Büchern weiterlesen und das Museum zu einem gemütlichen Zuhause machen. Auch in anderer Hinsicht kann sich die Öffentlichkeit das Museum aneignen und an der Gestaltung der Ausstellung mitwirken. Denn bis heute prägt der schöpferische Reichtum dieser Szene mit seinen zahlreichen Impulsen die kulturelle Landschaft des Bodensees. Das Zeppelin Museum hat Kreative aufgefordert, die sich aktuell mit dem Bodensee auseinandersetzen, Kunstwerke oder Texte einzureichen. Darauf folgte eine öffentliche Abstimmung über die Werke, die in die Ausstellung integriert werden. Zum ersten Mal zeigt das Zeppelin Museum hier eine partizipativ konzipierte Themenschau, die teilweise von einer interessierten Öffentlichkeit mit kuratiert wurde. Das Museum wird zu einem „third place“, einem sozialen Ort der Begegnung und des Austauschs, des Verweilens und der Aneignung.

www.zeppelin-museum.de