Internationale Bodenseefestival „Die USA“

Wer an die USA denkt, hat nicht unbedingt sofort Kultur im Sinn. Klischees vom eher kulturfernen Fast-Food-Amerikaner drängen sich aus europäischer Sicht da schon rascher auf. Doch wie so oft lohnt sich auch in diesem Fall ein zweiter, genauerer Blick. Denn dann erschließt sich die Kultur der USA in ih- ren vielschichtigen Facetten – egal, ob in der Musik, der Literatur, dem Theater oder der Bildenden Kunst. Die typische amerikanische Kultur gibt es dabei nicht. Aber es gibt kulturelle Besonderheiten in den USA. Auf eine einfache Formel gebracht: Vielfalt und Freiheit. Galt früher der sprichwörtliche „Schmelztiegel“ als kennzeichnend für amerikanische Kultur, so scheint heute der „Quilt“ oder das „Flickenmuster“, in dem Neues aus vielen Einzelteilen entsteht, die tref- fendere Beschreibung des typisch Amerikanischen.

Da – anders als in Europa – eine jahrhundertelange Tradition fehlt, genießt die US-amerikanische Kultur eben auch große Freiheit. All dies lässt sich unter dem Motto „Variations on America“ im Programm des Bodenseefestivals 2017 entdecken. Insgesamt 19 Veranstaltungsorte in Deutschland, Österreich, der Schweiz und in Liechtenstein beteiligen sich mit über 70 Einzelveranstaltungen an dem Kulturevent, das in diesem Jahr zum 29. Mal in der Euregio am See stattfindet.
Die entfesselte Orgel: Cameron Carpenter ist Artist in Residence 2017
Wer hautnah erleben möchte, was Freiheit amerikanischer Musikkultur bedeutet, sollte eines seiner Konzerte besuchen: Cameron Carpenter, US-amerikanischer Organist und Komponist. Als Artist in Residence des diesjährigen Internatio- nalen Bodenseefestivals stellt er bei jedem seiner sechs Konzerte die außerge- wöhnliche Bandbreite seiner unbändigen Musikalität und seines kreativen Pio- niergeistes vor. Im Gepäck hat er die International Touring Organ (ITO), die vor drei Jahren speziell für ihn gefertigt wurde. Mit diesem innovativen Instrument eröffnet Cameron Carpenter einen völlig neuen musikalischen Blick – auch auf die europäische Orgeltradition. „Ich liebe jede Art von Musik, und jede Art von Musik ist für die Orgel geeignet“, ist sich Cameron Carpenter sicher – und wird es im Mai 2017 am Bodensee eindrucksvoll unter Beweis stellen.
Festival-Innovation: Young Artist in Residence
Erstmals wird mit der US-amerikanischen Saxophonistin, Sängerin und Kom- ponistin Grace Kelly eine Young Artist in Residence beim Bodenseefestival zu Gast sein. Die sympathische Künstlerin mit asiatischen Wurzeln gilt als Ge- heimtipp unter Jazz-Fans. „Grace Kelly versprüht ein elektrisierendes Cha- risma; der Funke springt sofort auf das Publikum über“ – so beschreibt Jon Batiste, einer ihrer Musikerkollegen, das Besondere an ihren Auftritten. Die junge Saxophonistin, Sängerin und Komponistin legt ihre ganze Leidenschaft in ihre Musik und besticht durch eine Bühnenpräsenz, die ihresgleichen sucht. Im Alter von sieben Jahren schrieb Grace Kelly ihre erste Komposition, mit 12 folgte die erste CD-Einspielung, mit 14 spielte sie ihre Originalkompositionen mit dem Boston Pops Orchestra und als sie 16 war, umrahmte sie musikalisch Barack Obamas Amtseinführung. Auch bei ihren Konzerten darf man also auf Besonderes gespannt sein.
Unbegrenzte Möglichkeiten: Viele Festival-Highlights
Lang ist die Liste der weiteren Höhepunkte im Festivalprogramm. Die beiden Gastspiele von Paul Taylor’s American Modern Dance in Friedrichshafen bieten einen Querschnitt der aktuellen amerikanischen Tanz- und Ballettszene. Jazz- Fans werden beim Konzert des derzeit international gefeierten Sängers Gregory Porter auf ihre Kosten kommen. Und wer meint, amerikanische Country-Musik sei lediglich aseptischer Mainstream, kann sich bei The Howlin’ Brothers vom Gegenteil überzeugen. Die drei Musiker stellen die dunklere und eindrückliche- re Seite des Country-Genres vor.
Vielfalt nicht nur musikalisch: Literatur, Theater und Film beim Festival
Das Programm des Bodenseefestivals bietet auch wieder vielfältige literarische Angebote. In Friedrichshafen präsentieren in einer „Langen Nacht der amerika- nischen Literatur“ die US-Autoren Molly Antopol, Adam Johnson und Tuvia Te- nenbom ihre aktuellen Werke. Das Staatstheater Cottbus stellt in Friedrichshafen seine Inszenierung von Arthur Millers Drama „Hexenjagd“ vor. Und auch die mitt- lerweile fest etablierte Filmreihe steht mit mehreren cineastischen Meisterwerken in Weingarten und Friedrichshafen ganz im Zeichen des „American Cinema“.
Ein buntes Festival: Angebote für junge Besucher und ein großes Picknickkonzert
Bunt und vielfältig sind auch die Angebote für Kinder und Jugendliche. Ob beim moderierten Kinderkonzert „Ein großes Orchester erzählt …“ in Tettnang oder beim Stück „Huck Finn“ in Friedrichshafen – stets stehen Kinder im Mittelpunkt und werden sicherlich ihre ganz eigenen Festivalerfahrungen sammeln. Am Pfingstmontag gibt es dann zum Abschluss des Bodenseefestivals ein großes Picknickkonzert im Schlosspark Salem, bei dem die SWR Big Band die Musik der großen amerikanischen Sängerin Ella Fitzgerald in den Mittelpunkt stellt.
Das Bodenseefestival bietet auch 2017 wieder ein spannendes und abwechs- lungsreiches Angebot für jeden Geschmack und jedes Alter. Lassen Sie sich überraschen.

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