
15. März bis 6. Juli im Kunstmuseum Ravensburg: Mit der zweiten institutionellen Einzelausstellung der polnischen Bildhauerin ALINA SZAPOCZNIKOW (1926 Kalisz, PL – 1973 Passy, FR) im deutschsprachigen Raum bietet KÖRPERSPRACHEN die seltene Gelegenheit, das Werk einer der faszinierendsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts kennenzulernen, die trotz ihres innovativen Schaffens erst in den letzten beiden Jahrzehnten internationale Bekanntheit erlangte.
Im Zentrum von Szapocznikows skulpturalen und zeichnerischen Arbeiten steht der menschliche Körper, anhand dessen sie die Fragilität der Existenz und die Paradoxien des Lebens schonungslos thematisiert. Ihr unermüdliches Ergründen unkonventioneller bildhauerischer Praktiken, Materialien und Formen macht sie zu einer jener wegweisenden Bildhauerinnen, die maßgeblich zur Erweiterung des Skulpturalen beitrugen. KÖRPERSPRACHEN vereint über 80 Skulpturen und Zeichnungen und spannt einen Bogen von Mitte der 1950er-Jahre bis kurz vor Szapocznikows frühem Tod im Alter von 46 Jahren. Die Ausstellung beleuchtet Szapocznikows Abkehr von traditionellen figurativen Skulpturen, hin zu ihren ›unbeholfenen Objekten‹ (›objets maladroits‹), wie sie ihre späteren Arbeiten selbst betitelt.
Bereits in Polen beginnt Szapocznikow als etablierte Bildhauerin, die Ganzheit der menschlichen Figur zu dekonstruieren. Im Paris der 1960er-Jahre entsteht ihr Werk in Auseinandersetzung mit dem Surrealismus, den zeitgenössischen Tendenzen des Nouveau Réalisme und der Pop Art. Sie experimentiert mit neuen, industriellen Materialien wie Polyurethan und Polyester und fertigt serielle Abgüsse von empfindsamen, zumeist eigenen Körperzonen – wie Lippen, Brüsten oder Bäuchen – an. Diese Abformungen werden schon bald zum Markenzeichen ihrer skulpturalen Praxis und in exzentrische Skulpturen überführt. Dabei gelingt es ihr, den großen Themen der menschlichen Existenz Vergänglichkeit, Schmerz und Tod, aber auch Sinnlichkeit und Erotik in ganz individueller Form Ausdruck zu verleihen.
Der Zerbrechlichkeit des menschlichen Daseins, ein zentrales Thema ihrer Arbeit, war sich Szapocznikow immer bewusst. Sie sah sich mehrfach existenziellen Bedrohungen ausgesetzt – von der Internierung in Konzentrationslagern bis zu lebensgefährlichen Erkrankungen. »Ich bin überzeugt, dass von allen Äußerungen des Vergänglichen der menschliche Körper am verwundbarsten ist, die einzige Quelle aller Freude, allen Leidens und aller Wahrheit«, so die Künstlerin 1972.
Ein spannendes Rahmenprogramm begleitet die Ausstellung, wie etwa die Dialog-Führungen mit externen Expertinnen oder ein Vortrag von Prof. Dr. Charlotte Matter (3.7.). Auch dieses Mal gibt es natürlich ein umfangreiches Vermittlungsprogramm für alle Altersklassen – von öffentlichen Führungen bis hin zu kreativen Workshops. Weitere Infos: kunstmuseum-ravensburg.de (Homepage) oder @kunstmuseumravensburg (Instagram).
Highlight im April:Donnerstag, 10. April um 18 Uhr, Im Dialog mit Dr. Julia Wallner, gemeinsamer Ausstellungsrundgang mit der Direktorin des Arp Museums Bahnhof Rolandseck
www.kunstmuseum-ravensburg.de