ALBERTO GIACOMETTI. VIS-À-VIS – WERKE AUS DER SAMMLUNG KLEWAN

bis 23. Juni, Kunstmuseum Ravensburg: Alberto Giacometti (1901–1966) zählt zu den bedeutendsten Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Der Schweizer Bildhauer, Maler, Zeichner und Grafiker erlangte bereits zu Lebzeiten mit seinen unverwechselbaren Skulpturen, die die Tradition der figürlichen Plastik revolutionierten, internationale Bekanntheit. Anhand von rund 120 Arbeiten gibt die Einzelausstellung Einblick in die Lebenswelt Giacomettis und die für sein Werk prägenden Themen. Im Fokus stehen Werke aus seinen beiden letzten Lebensjahrzehnten, als er bereits seinen reifen Stil entwickelt hatte. Die Ausstellung lenkt den Blick auf die selten gezeigten Zeichnungen und Grafiken des Künstlers, die durch Skulpturen, Malereien und dokumentarische Aufnahmen berühmter Fotograf:innen ergänzt werden.

Giacometti wird 1901 in Stampa im Schweizer Kanton Graubünden als ältestes von vier Kindern in eine Künstlerfamilie geboren. Seine erste künstlerische Ausbildung erhält er von seinem Vater, dem postimpressionistischen Maler Giovanni Giacometti, und seinem Patenonkel Cuno Amiet. 1919 bricht er seine Schulausbildung ab, um in Genf Kunst zu studieren. Bereits 1922 wechselt er an die berühmte Académie de la Grande-Chaumière in Paris. Die französische Kunstmetropole wird Giacomettis Wahlheimat, in der er ab 1926 ein legendäres Atelier unterhält, das zu einem Anziehungspunkt für die Intellektuellen- und Künstlerkreise der Stadt wird. 

Der Künstler war ein beliebter Gesprächspartner und stand im fruchtbaren Austausch mit Fotograf:innen, Schriftsteller:innen, Verleger:innen, Galerist:innen und Künstler:innen. Sie alle trugen zu seinem internationalen Durchbruch in den 1950er Jahren bei und befeuerten mit ihren Berichten und Fotografien gemäß dem Zeitgeist der Nachkriegsjahre die Interpretation von Giacometti als die eines existentialistischen Künstlers. Giacomettis unkonventioneller – Wohlstand und Bequemlichkeit ablehnender – Lebensstil sowie das von ihm proklamierte ewige Scheitern und die innere Notwendigkeit des Weitermachens befeuern diese Interpretation seiner Werke und lassen den Mythos um seine Person auch nach seinem Tod 1966 weiterleben

Im Zentrum von Giacomettis Werk steht der Mensch. Zeitlebens verfolgte er das Ziel, den lebendigen Ausdruck seines Gegenübers einzufangen und die menschliche Erscheinung in ihrer Gesamtheit zu erfassen. Für ihn war dies auch eine Suche nach der Wirklichkeit, die er so festhalten wollte, wie er sie sah. »Seit jeher waren Bildhauerei, Malerei oder Zeichnung für mich Mittel, um mir über meine Sicht der äußeren Wirklichkeit klar zu werden, vor allem über das Gesicht und die Gesamterscheinung des Menschen«, so der Künstler. Seine Arbeiten, in denen sich sein Ringen um die Essenz der Menschlichkeit und des Lebens widerspiegelt, haben so bis heute nicht an Anziehungskraft verloren.

Die Werke der Ausstellung stammen aus der Sammlung Klewan. Der ehemalige Galerist Helmut Klewan, der Zweigstellen in Wien und München betrieb, stellte Ende der 1980er-Jahre erstmals in Deutschland die Arbeiten des Schweizer Künstlers aus und besitzt heute u.a. die umfangreichste Privatsammlung von Werken Alberto Giacomettis im deutschsprachigen Raum.

www.kunstmuseum-ravensburg.de