Ein Fest auf allen Bühnen

Die Bregenzer Festspiele 2023 zeigen erneut ein buntes Programm

Fünf Wochen im Juli und August steht Bregenz alljährlich im Zeichen musikalischer Vielfalt: In rund 80 Veranstaltungen bieten die Bregenzer Festspiele ihrem Publikum spektakulär inszenierte Klassiker, selten gespielte Werke, experimentelle Musiktheater sowie große und kleine Konzerte.

Japanisches Flair am See: Für ihre eindrucksvollen Kulissen auf der Seebühne sind die Bregenzer Festspiele weltweit bekannt. Aktuell schwebt dort ein riesiges Blatt Papier im Wasser; fein bemalt mit japanisch wirkenden Zeichnungen, zerknittert, wie achtlos in den See geworfen. Wenn im Sommer die Sonne im Bodensee versinkt, wird es zur Leinwand für eine der größten Liebesgeschichten der Opernwelt: Giacomo Puccinis Madame Butterfly. Mit filigraner Ästhetik, atmosphärischen Videoprojektionen und farbenfrohen Kostümen inszeniert Regisseur Andreas Homoki die tragische Geschichte der Geisha Cio-Cio-San, genannt Butterfly, und ihrer unglücklichen Liebe zu Pinkerton, einem in Japan stationierten US-Offizier. Nicht ahnend, dass er zurück in seiner Heimat längst ein neues Leben begonnen hat, wartet sie sehnsüchtig auf seine Rückkehr. 

Die große Musik Puccinis, der Blick aufs Wasser und eine Oper voller Poesie – im Premierenjahr 2022 zeigte sich das Publikum von Madame Butterfly begeistert; im kommenden Sommer ist das Stück erneut an 26 Abenden zu erleben. 

Spannende Konzerte im Festspielhaus: Ein Wiedersehen gibt es im kommenden Sommer nicht nur auf der Seebühne, sondern auch im Festspielhaus: Die Musicbanda Franui ist zum fünften Mal in Folge bei den Bregenzer Festspielen zu Gast und hat wie immer Neues im Gepäck: Bekannt für tiefgründig-humorvolle und in jedem Fall unkonventionelle Interpretationen von Klassikern aus Literatur und Musik, widmen sich Franui in diesem Jahr Franz Schuberts Liederzyklus Die schöne Müllerin. Was unbeschwert und allbekannt mit „Das Wandern ist des Müllers Lust“ beginnt, entpuppt sich als die Geschichte eines unglücklich verliebten Müllergesellen. Dem Idealbild seiner Angebeteten vollkommen verfallen, macht ihn das Ringen mit Gefühlen und Vernunft schier wahnsinnig. In Die schöne Müllerin am 3. August präsentieren Franui gemeinsam mit Bassbariton Florian Boesch sowie Regisseur und Puppenspieler Nikolaus Habjan ihren ganz individuellen Zugriff auf den 200 Jahre alten Stoff. 

Ebenfalls im Großen Saal des Festspielhauses bringt das Bochabela String Orchestra aus Südafrika ein ganz besonderes Konzerterlebnis auf die Bühne. Gemeinsam mit dem Chor VOICES und anderen Beteiligten aus der Region weben sie einen musikalischen Teppich aus Beerdigungsgesängen aus ihrer Heimat und Originalteilen aus Wolfgang Amadeus Mozarts Requiem. Weit gefehlt, wer jetzt an trübe Klänge denkt – oft eine ganze Woche lang dauert eine Verabschiedung in Südafrika und ist geprägt vom Zusammensein mit Familie und Freunden, vom Geschichtenerzählen, gemeinsamen Essen und Musizieren. Das Konzertprogramm Zwischen Himmel und Erde ist ganz der Kunst des Trauerns gewidmet und soll Mut machen, den Dingen die Zeit zu lassen, die sie brauchen. Termin ist der 8. August.

Gerichtsposse am Kornmarkt: Von nicht von ganz so weit her reist das Ensemble an, das diesen Sommer im Theater am Kornmarkt zu erleben ist: Mit Heinrich von Kleists Der zerbrochne Krug kehrt das Deutsche Theater Berlin an den Bodensee zurück und nimmt sein Publikum mitten hinein in einen kuriosen Gerichtsstreit. Richter Adam – gespielt von Ulrich Mathes – hat darin den Vorsitz, an diesem Tag etwas zerschunden, da er morgens aus dem Bett gefallen war. Jedenfalls behauptet er das. Der wirkliche Grund für seinen verletzten Fuß und das lädierte Gesicht ist die Folge eines Missbrauchs, den er in der Nacht zuvor begangen hat: Die junge Eve in deren Zimmer bedrängend, wird er überrascht von ihrem Verlobten Ruprecht und verletzt sich beim flüchtenden Sprung durchs Fenster. Obendrein geht dabei ein Krug entzwei. Mit diesem zieht Eves Mutter Marthe nun vor Gericht und bezichtigt Ruprecht des nächtlichen Übergriffs. Jener widerspricht heftig, während Eve von Adam erpresst wird und schweigt. In aller Öffentlichkeit macht Adam sich demnach selbst den Prozess, wobei sein Ziel offensichtlich ist: Ruprecht als Täter verurteilen und den Fall schnell zu den Akten legen. Am 21. Juli feiert das Stück in Bregenz Premiere.

Die Bregenzer Festspiele 2023 finden vom 19. Juli bis 20. August statt. Das gesamte Programm sowie Tickets gibt es unter www.bregenzerfestspiele.com